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„Für mich ist Schreiben ein elementares Bedürfnis.
Und für mich ist Schreiben ein Gewinn von Welt.“
(Barbara Frischmuth)



Das gilt für mich bei jedem Text: Ob Wirtschaftsreportage, Agenturmeldung, Informationsmodule oder Pressemitteilung in Ihrem Auftrag. Meine besondere Stärke sind Porträts, die sich durch Empathie und treffsichere Charakterisierung der Protagonisten auszeichnen. Lesen Sie selbst:

Nach seiner Erbauung in den 1930er Jahren war das Städtische Kurbad in Pilsen der Stolz der Metropole. Seit der Samtenen Revolution aber verfiel es und galt von da an als Schandfleck. Jetzt könnte das immer noch markante Gebäude wieder an seine stolze Vergangenheit anknüpfen – mit Hilfe des Pilsener Bezirks. ... (weiterlesen) 



Der Urvater aller Superhelden auf Siegeszug in Japan: Mit seiner Inszenierung über Zorro, den Rächer der kleinen Leute, bringt das Marionettentheater Alfa aus Pilsen tschechisches Weltkulturerbe ins Land der aufgehenden Sonne.  ... (weiterlesen) 



Touristen, die nach Pilsen nicht nur des Bieres wegen kommen, wundern sich meistens, wenn sie auf dem größten Marktplatz der Tschechischen Republik vor der Bartholomäus-Kathedrale mit dem höchsten Kirchturm (= 103 Meter) der Tschechischen Republik stehen. Zu jeder Tag- und Jahreszeit spielt sich dort eine immer gleiche Szene ab. Jemand tritt an ein schmiedeeisernes Gitter, das eine Nische mit einem Glasbildnis in der Kirchenmauer abschließt, umfasst ein Stück des Gitters mit der Hand und geht nach kurzer Zeit wieder seines Weges. Wer das tut, hat entweder ein Problem oder er wohnt in der Nachbarschaft, denn dann ist er mit Vošahánek auf Du und Du.  ... (weiterlesen) 



Der Zeitstrahl beginnt irgendwann im 12. Jahrhundert bei den ersten Siedlern im Wald. „Wenn ich mich zurückerinnere, bin ich stolz“, sagt die Mädchenstimme im Image-Film. „Auf Mama und Papa, dass sie eine neue Heimat fanden.“ Auf dem Zeitstrahl reist das Mädchen Anička durch die Jahrhunderte, benennt und kommentiert wichtige Ereignisse aus der Historie seiner Heimat. Ein solches Datum ist der 2. August 1872, der Tag, „als wir unsere Welt verwandelten“. An diesem Tag erhebt Kaiser Franz Josef I. den Markt Asch zur Stadt. 2022 jährt sich das Jubiläum zum 150. Mal. ... (weiterlesen) 

Stanislav Liška (zu deutsch „Fuchs“) ist ein Täter. Gerade hat der Fähnrich der uniformierten Polizei bei Všeruby (Neumark) einen Fabrikanten an die Grenze zu Bayern gebracht, Freiheit und Sicherheit scheinen für ihn greifbar nah. Doch das Ganze ist ein Fake: Nicht bayerische Zollbeamte werden den Fluchtwilligen in Empfang nehmen, sondern verkleidete tschechische Stasi-Leute. Er wird im Arbeitslager landen, viele weitere solcher Flüchtlinge für lange Jahre hinter Gittern. Auch Stanislav Liška steht unter Druck. Freiwillig hat er sich die Rolle des falschen Schleusers nicht ausgesucht. Dem plötzlich auftauchenden Zeugen der Aktion versucht er seinen Zwiespalt zu erklären  ... (weiterlesen) 

Wenn die Sonne scheint, kommen sie bereits früh am Vormittag. Wenn noch alles still ist. Sie ziehen sich im Biergarten um und dann ab ins kalte Nass. „Elf, zwölf Grad“, melden sie die gefühlte Wassertemperatur denen, die am Ufer zurück geblieben sind und frieren. „Genau richtig!“ Ein paar kräftige Schwimmzüge und bald sieht man ihre Köpfe, umtanzt von treibenden Blättern, hinter der Flussbiegung verschwinden. Die Pilsener gehen gerne baden – im Fluss. Vielleicht liegt es daran, dass sich fünf Fließgewässer um ihre Stadt herumschlängeln.  ... (die ganze Kolumne hier lesen) 


Zwei Worte sind es, die in Asch an diesem Jubiläumstag häufig fallen. Das eine ist „Freiheit“. Als „Freiheitszug“ ging jener Personenzug Nr. 3717 in die Geschichte ein: Eine mit auffälligem rotem Stern gekennzeichnete schwarze Dampflok der Baureihe 365, die unter Volldampf und mit vier Waggons am 11. September 1951 über die bereits befestigte und bewachte Grenze donnerte. Drei Männer – der Fahrdienstleiter Karel Truksa und der Lokführer Jaroslav Konvalinka aus Eger (Cheb) sowie der Arzt Jaroslav Švec aus Asch – hatten die spektakuläre Flucht geplant und umgesetzt.   ... (weiterlesen) 


Haben Sie schon einmal einen Mann in Pyjama und Bademantel in aller Öffentlichkeit tanzen sehen? Vermutlich nicht, denn so etwas gibt es nur in Pilsen. Und zwar auf dem Platz der Republik, wo sich alle wichtigen Ereignisse abspielen. Der Mann im Pyjama schwenkte dort neulich abends seine Partnerin zur Musik der Gruppe Strašlivá podívana ( = Schrecklicher Anblick) herum. Etwas ungelenk, weil ihm ständig die Schlafanzughose rutschte. Wer den „schrecklicheren Anblick“ bot, Tänzer oder Band, sei dahingestellt. Der Mann im Schlafanzug könnte aber durchaus ein Trendsetter sein. Was Mode angeht, haben die Pilsener schon seit ewigen Zeiten ihren eigenen Stil.   ... (die ganze Kolumne hier lesen) 


Mitten in der ersten Welle der Pandemie gibt die Stadt Pilsen den Startschuss für ein 20 Millionen-Euro-Projekt: Tech Tower, die größte Investition des Jahres 2020. Mit Tech Tower entsteht ein Wissenschafts- und Innovationspark, der aufstrebende Unternehmen und Start-Ups auf dem Weg in die Zukunft begleiten will. Kernstück ist ein Versuchsareal, auf dem Roboter buchstäblich baden gehen sollen.   ... (weiterlesen) 


Das Stückchen gemähte Sommerwiese am Waldrand ist das Zeichen. Das Zeichen, dass man angekommen ist. Nach drei, acht, zwölf oder sogar 14 Kilometern Wanderung über Berg und Tal zu einem Ort, den man nicht mehr sieht. Sahorsch (Záhoři) hieß er einst, gelegen am Zufluss des Amselbaches in die Mies (Mže), irgendwo zwischen Ošelin, Černošin und Planá u Marianské Lazně. Dort auf der Wiese am Waldrand vor einer Kapelle findet es statt, am zweiten Samstag im Juni, dem Tag, als früher Kirchweih war: das Butterbrotfest. Zu Butterbrot gibt es Kaffee und Bier und einen Gottesdienst. Ein eher unspektakuläres Ereignis, das dennoch Dutzende von jungen und älteren Menschen dazu bewegt, sich auf eine schweißtreibende Wallfahrt zu machen.   ... (weiterlesen) 

Aus Böhmen kommt die Musik. „Sie ist der Schlüssel zum Glück“, besonders jetzt, wo Live-Musik in Kneipen und Biergärten wieder erlaubt ist. Und so erschallt nun fast jeden Abend Musik in Pilsen, aus privaten Hinterhöfen ebenso wie vom weitläufigen Außengelände der Urquell-Brauerei. Durch die ohnehin offenen Türen dringt sie „bis in den Himmel hinauf“, denn die Bands spielen vor lauter Freude extra laut. Die Kneipe „Zur Chefin“ in meiner Straße hat für den ersten gemeinschaftlichen Musik-Genuss Lenka engagiert. Karaoke mit Lenka ist ein Top-Act, der heuer viel zu lange entbehrt werden musste. Denn wenn am Freitagabend bei der Chefin „Für immer juuuung“ gesungen wird, weiß jeder im gesamten Viertel, dass die Welt in Ordnung ist. Nicht nur dieses Lied steht in Pilsen für einen ganz besonderen „Schlüssel zum Glück“. Die Stadt hat einen Gott für sich gepachtet: Karel Gott. 
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In Pilsen erfüllen sich häufig Wünsche, besonders solche, die man NICHT dem Glücksengel am Gitter der Bartholomäus-Kathedrale auf dem Platz der Republik vorträgt. Der mag sie nämlich nur in komplizierten Ausnahmefällen erfüllen. Nein, manchmal erfüllen sich Wünsche einfach so. Als ich neulich bei schönstem Wetter so dahin radelte, sah ich auf einmal auf der anderen Seite der Straße Menschen mit Biergläsern in der Hand in der Sonne stehen. Ein pajzl – wie die Pilsener sagen – hatte dort ein Verkaufsfenster geöffnet, seine Chefin reichte kühles Schankbier hinaus. Zur Freude der gesamten Nachbarschaft und meiner auch. Zwei Herren der Schöpfung ließen sich sogar mit dem Taxi vorfahren und stiegen aus, den eigenen Bierkrug füllbereit in der Hand. „Willkommen!“ Manche Biergärten hatten also auf diese Weise schon vor der offiziellen Eröffnung der gastronomischen Außenbereiche geöffnet, auch wenn niemand auf den Bänken saß. ... (die ganze Kolumne hier lesen) 

Dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, haben zwei Frauen einen Ort entdeckt, dessen verschüttete Vergangenheit sie wieder ans Licht holen wollen. Die eine, Ursula Froster aus Bad Steben in Bayern, hat einen Gasthof mit 160-jähriger Tradition gekauft. Die andere, Klára Teršová aus Prag, hat in seiner Nachbarschaft ein modernes Haus gebaut, das zugleich eine Art Mahnmal ist. ... (weiterlesen) 



Adrett gekleidete junge Männer oder Frauen, zu sehen hinter Glasscheiben, einer Klappe in der Ladentür, an einem geöffneten Fenster im Hinterhof – sie sind seit Wochen und Monaten ein allgegenwärtiges Bild in Pilsen. Feilbieten tun sie nicht etwa sich selbst, sondern ihre Waren. Der so genannte „Fensterverkauf“ ist der Versuch vieler Gastronomen und Einzelhändler, trotz Lockdowns ohne absehbares Ende Umsatz zu generieren. ... (weiterlesen) 



„Ich freue mich auf euch“ verkündet, versehen mit einem Herzchen, die schwarze Tafel an der Kneipe „Zur Chefin“ in meinem Pilsener Wohnviertel. Darunter noch ein Wort: „Wann“ mit drei Fragezeichen. Wann, ja wann??? Jarmila, die Chefin, kommuniziert seit jeher über die schwarze Tafel mit ihrer Kundschaft. Es ist sozusagen ihr Straßen- Facebook, auf das sie mit Kreide ihre „Posts“ absetzt. Dass am Freitag wieder einmal Honza Klik singt und spielt, oder Lenka zu Karaoke einlädt. Dass sie allen ein gutes neues Jahr wünscht, „auch euch da drüben“. Egal, was die da drüben sich geleistet haben mögen, es ist ihnen damit verziehen. Freitagabend bei der „Chefin“ ist der Höhepunkt der Woche in meiner Straße. Dann herrscht „randál“, wie die Pilsener sagen. ... (weiterlesen) 



Niemand wollte dort hin, wo er hinging. Niemand dort erwartete, dass er lange blieb. Als sich Pavel Kučera für den seelsorgerischen Dienst „am Ende der Welt“ im tschechischen Grenzland entschied, kam er in ein „vollkommen fremdes Land“. „Ich fühlte mich wie der alttestamentarische Abraham“, schildert Kučera seine Ankunft im Jahre 1988, „dem Gott sagt: Geh, wohin ich dich schicke.“ Asch und die Übernahme der Pfarrstelle der evangelischen Böhmischen Brüder hatten Kučera und seine Frau Libuše, die beide aus Prag stammen, aus freien Stücken gewählt. Angetrieben von einer persönlichen Mission, denn dort zählten zur Gemeinde die deutschen „Verbliebenen“ ... (weiterlesen) 



Auf dem Platz der Republik vor der Kathedrale in Pilsen ist eine Bühne aufgebaut, davor ein mit Gittern abgezäuntes Areal. Gedacht für die in diesem Sommer maximal zugelassene Anzahl von 1000 Veranstaltungsteilnehmern im Freien. Auf der Bühne legt sich die Pilsener Band Tabasker mit mitreißendem Klezmer-Rock ins Zeug. Die Zuhörer gehen mit, doch ihre Zahl ist überschaubar. Rund 350 Leute haben sich verstreut innerhalb der Umzäunung eingefunden. „Kommt doch näher zur Bühne“, ruft irgendwann Sänger Tomáš Hegner, „dann fühlen wir uns wohler.“ Es ist Sommer 2020 in Pilsen. Es ist der Sommer, in dem in der westböhmischen Metropole wie überall in der Tschechischen Republik die Touristen fehlen. Sie fehlen als Folge der Corona-Einschränkungen in einem Ausmaß, das für die Branche existenzbedrohlich sein könnte.  ... (weiterlesen)  und hier ausführlicher (weiterlesen) 



Zwischen Eger und Pilsen stürzte er in mein Zugabteil, auf der Flucht vor einer nervigen Dame mit Kind, wie er sagte. Seine 84 Jahre sah man ihm nicht an. Über ein halbes Jahrhundert zuvor war er ebenso unvermittelt aus seinem Bett in Prag-Pankrác gestürzt. An jenem besonderen Tag hatte ihn früh morgens seine Mutter geweckt: „Die Russen sind da! Sie besetzen uns mit Panzern!“ Bohumil Dobrovolský packte seine Kamera, eine Minolta SR-7 und rannte zum Wenzelsplatz. Mitten hinein in ein Chaos aus Empörung, Ohnmacht, Aggression und Gewalt. Es war der 21. August 1968. Bohumil Dobrovolský hatte schon damals ein Gespür für den entscheidenden Augenblick. „Man muss den Korken der Champagnerflasche kommen sehen, bevor er knallt“, beschreibt der Fotograf sein Talent. An diesem besonderen Tag drückt er den Auslöser sehr oft, bevor es knallte  ... (weiterlesen) 



Die tschechische Wirtschaftskammer zählt noch heute Emil Škoda zur zweitgrößten Unternehmer-Persönlichkeit der vergangenen hundert Jahre, übertroffen nur von Schuh-König Tomáš Bat’a. Im August jährt sich sein Todestag zum 120. Mal. Anlass für eine Bestandsaufnahme: Wie steht es um sein Erbe in Pilsen?  ... (weiterlesen) 



Sein Name klingt nach einer Figur aus Donald Duck: Gustav Geipel – wie Onkel Dagobert der reichste Mann seiner Heimatstadt. Doch damit hören die Ähnlichkeiten mit Entenhausen auf. Gustav Geipel hütete sein Vermögen nicht in einem Geldspeicher, er gab es zum Wohle der Bürger und der Stadtentwicklung mit vollen Händen aus. Asch in Böhmen spendierte der Textilfabrikant den kompletten Straßenbau und verpasste ihr so das Image einer „Sauberfrau“. Für Bedürftige baute er Sozialeinrichtungen, förderte Kultur und Bildung. In die Geschichte ging er freilich mit einem Ausspruch ein, im Brustton der Überzeugung vorgetragen in einer Bierkneipe: „Ich liebe meine Heimat, ich liebe meine Heimat sehr!“ Nur vier Wochen später fand man ihn tot im Bett. ... (weiterlesen) 



Was haben Fliesen mit Fußball und Eishockey zu tun? Und was verbindet Indianer mit Viktorianern? Eine Antwort aus Pilsen, denn auch in Zeiten von Corona gilt: Pilsen vor!... (weiterlesen) 



Möchten Sie inmitten einer pulsierenden Stadt wohnen, die Natur aber dennoch vor der Haustür haben? Möchten Sie in einer neuen Eigentumswohnung leben mit intelligenter technischer Ausstattung, barrierefrei und sicher? Möchten Sie dem Wahnsinn auf dem Wohnungsmarkt in Prag entkommen? Dann ziehen Sie nach Pilsen! ... (weiterlesen) 



Radek ist der Chef. Als solcher hat er für das Wohl seiner Firma RTSoft und deren 40 Mitarbeiter zu sorgen. Neuerdings tut er das in Sprechblasen – als Comic-Held. Auch Radeks Teamkollegen Katka, Bara oder Bob haben ein gezeichnetes Alter Ego. Fast jede Woche finden sich die Comic-Helden von RTSoft in einer neuen Folge wieder. Sie ploppen aus dem Nichts auf den Büro-Bildschirmen auf. Ihr Inhalt: Episoden aus dem Firmenalltag. Ihr Absender: der Geist. RTSoft entwickelt Software-Lösungen für Unternehmen. „Doch selbst den findigsten Köpfen im Team unserer IT-Spezialisten ist es nicht gelungen, herauszufinden, wer der Geist ist“, erzählt Radek Tančouz, der Chef. Der Geist sendet seine Comics von einem Server in der Schweiz, dort verliert sich seine Spur im Universum... (weiterlesen) 



Durchblick gefällig? Wer Ondřej Bek in seiner Werkstatt in Pilsen aufsucht, bekommt davon, so viel er will. Im Showroom kann er sich ein Design-Modell nach dem anderen auf die Nase setzen, bis der Durchblick passt. Bek entwirft und produziert Brillengestelle. Das Besondere: Sie sind aus Holz. Auf die Idee kommt der Pilsener Jung-Designer 2014, als er sich eine Brille mit Bambusgestell kauft – made in China. Nur kurze Zeit später brechen die Bügel entzwei. Beim Versuch, das Malheur zu richten, durchfährt Bek der Gedanke: Warum nicht eigene Holz-Brillen entwerfen und in besserer Qualität in Tschechen selbst produzieren? Die Umsetzung stellt sich freilich als knifflig und langwierig heraus.  (weiterlesen) 



Der Donnerstag ist ihr Glückstag. Donnerstags fährt Dita Hommerová von Pilsen nach Weiden in der Oberpfalz. Jedes Mal verspürt sie bei der Ankunft ein vollkommenes Wohlgefühl, eine große Vorfreude. Seit 2017 ist die agile 40-Jährige Forschungsassistentin im Institut für Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden. Doch die Stadt hat für sie eine wesentlich prägendere Bedeutung. Als Teenager hat Dita dort ein Gastschuljahr verbracht: „Seitdem bin ich auf Internationalisierung ausgerichtet“, schildert die Wissenschaftlerin mit den Abschlüssen Ingenieur, Doktor der Philosophie und Master of Business Administration. „Ich habe damals bereits den Mehrwert gespürt.“  ... (weiterlesen) 



In Tschechien ist er unvermeidlich. Beinahe stündlich erschallt seine Stimme, der sich kaum jemand entziehen kann. Sein Name ist schließlich Gott, Karel Gott. Im Juli wird die Ikone der Nation 80 Jahre alt. Eine Parabel von einem König und seinem Volk, für das er immer jung bleiben will  ... (weiterlesen) 



Wenn das Ass eintrifft, ist neuerdings alles gut. Das Ass macht in der Regel eine Punktlandung. Das liegt nicht nur daran, dass „Eso“, wie die Lok mit tschechischem Spitznamen heißt, wegen ihrer Zuverlässigkeit eben ein „Ass“ ist. Seit dem Winter-Fahrplanwechsel agiert das Ass in einem Top-Umfeld. Dank gewaltiger Investitionen präsentiert sich der Pilsener Hauptbahnhof als Drehscheibe der Superlative im nationalen und internationalen Verkehr.  ... (weiterlesen) 

Schlimm genug, dass im Herbst in den tschechischen Medien die kleine, ersehnte Meldung mit dem magischen Titel „Sie wachsen!“ ausblieb. Sie wuchsen nämlich nicht. Zu trocken, zu warm – da blieben die Pilze lieber im Waldboden. Nun, im Advent, gibt es eine weitere Hiobsbotschaft für den tschechischen Verbraucher. Der Weihnachtskarpfen wird teurer und fällt zudem kleiner aus. Zu warm, zu wenig Wasser und Sauerstoff in Teichen und Flüssen – da hatten auch die Fische kaum Ambitionen zu wachsen. Vor allem dem Karpfen – traditioneller Heiligabend-Schmaus in tschechischen Haushalten – ging dabei buchstäblich die Luft aus.  ... (weiterlesen) 

So eine Tochter hätte frau gerne. So eine wie Silvie. Eine, die selbst bei 30 Grad im Schatten ohne zu murren Unkraut aus dem Gemüsebeet zupft. Die sich schwindelfrei an einem Seilzug über einen Fluss schwingt, ohne hinein zu fallen. Die mit Säge und Bohrer umgehen kann, ohne dass Blut fließt. Silvie Hašlová kann all das. Handwerkliches Geschick ist allerdings bei ihrer Arbeit Voraussetzung. Die 28-Jährige ist Hauptakteurin bei Pěstuj Prostor („Gestalte den Raum“). Seit fast vier Jahren krempelt der Zusammenschluss junger Architekten öffentliche Flächen im Stadtbild von Pilsen um.  ... (weiterlesen) 

Nie zuvor war Ulf Murrmann an einem Arbeitsplatz so glücklich. Das liegt an den Tschechen. Murrmann fährt seit zwei Jahren als Zugbegleiter der Oberpfalzbahn von Bayern nach Böhmen. Die Lokführer auf dieser Gemeinschaftslinie stellt die tschechische Eisenbahngesellschaft České Dráhy. Von seinen Kollegen schwärmt der 55-Jährige in den höchsten Tönen: „Immer gut gelaunt, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, nie gibt es ein böses Wort – toll.“ Mal ehrlich: Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Sind sie wirklich so, die Tschechen? Was ist eigentlich typisch tschechisch?  ... (weiterlesen) 

Für Leute mit Platzangst wäre der Arbeitsplatz von Jindřich Jindřich nichts. Zwei Meter breit, fünf Meter lang, die Eingangstür ist gleichzeitig das Fenster. Der doppelte Heinrich (Jindřich), Manager für deutsch-tschechische Beziehungen, hat sein Büro in einem Container. Jindřich fühlt sich in dieser Umgebung wohl: „Nein, an Klaustrophobie leide ich nicht“, versichert der 30-Jährige. „Im Gegenteil: Ich habe hier Ruhe – kein Rummel, keine Kollegen, keine Musik.“ Der Wunsch nach einer ruhigen Arbeitsatmosphäre ist indes selten in dem ehemaligen Straßenbahndepot in Pilsen, in dessen Haupthalle nicht nur Jindřichs Container aufgebaut ist. ... (weiterlesen)

Ein halbes Jahrhundert verspürten die Pilsener eine große Sehnsucht: nach Giraffen. 2010 wurde sie endlich gestillt, dank Förderung der EU. Seitdem schwingen drei Giraffenbullen aus Uganda ihre langen Hälse im Schatten der Bäume des Pilsener Zoos. Dort wiederum hatten auch die Affen und Löwen Sehnsucht. Auf die Erfüllung ihrer Wünsche mussten sie allerdings nicht ganz so lange warten wie ihre menschlichen Zeitgenossen. 33 Jahre dauerte es, dann zogen sie 1996 ins Freigehege um. Zwei kleine Episoden, die begründen, was heute die Attraktivität der Anlage ausmacht... (weiterlesen)


Als endlich die Nachricht kommt, seine Pilsner Karte sei abholbereit, ist Honza Nečas (Name geändert) mehr als erleichtert. „Noch mal davongekommen“, denkt er sich. Wochenlang ist der 72-Jährige zuvor mit Bus und Straßenbahn schwarz gefahren, ohne in die Fänge von Kontrolleuren zu geraten. 562 andere Pilsener Bürger im gesetzten Alter hatten dagegen Pech. Sie wurden erwischt. ... (weiterlesen)


In Ivans Reich sind sie allgegenwärtig. Unzählige Prinzessinnen, Agenten, Zauberer, Frösche, Tänzerinnen, Teufel, Hasen und Kasperl bevölkern die Werkstatträume im Rückgebäude des Divadlo Alfa. Das Reich von Ivan Nesveda, Bühnenbildner und Ausstatter des Pilsener Marionettentheaters, ist der Geburtsort all dieser Figuren an Fäden. Hier entstehen sie zunächst am Reißbrett. Aus Lindenholz geschnitzt, kostümiert und mit Requisiten ausgestattet, erblicken sie das Licht der Theaterwelt. ... (weiterlesen)

Nach dem Verkauf der Urquell-Brauerei an einen japanischen Konzern ist ein weiteres Stück Pilsener Tafelsilber ins Visier asiatischer Interessenten gerückt. Die Škoda Transportation Gruppe, einer der größte Transportmaschinenbauer im Europa, wird gerade feilgeboten. Als „50-Milliarden-Kronen-Braut“ (so tschechische Medien) wird sie gehandelt. Brautwerber ist der chinesische Schienenfahrzeug-Gigant CRRC. Ein Blick hinter die Kulissen.  ... (weiterlesen)


„Wenn wir verstehen, was alles nötig ist, um ein Haus aufzubauen, bleiben uns vielleicht Achtung und Respekt, weil derjenige, der Bescheid weiß, nicht zerstört.“  Mit ebensolcher Achtung und Respekt hat das Nationalmuseum für Technik in Prag die ehemalige Brauerei des Klosters Plasy restaurieren lassen. Das neue „Zentrum des architektonisches Erbes“  hat dort einen Platz gefunden. Für seine Konzeption ist es bereits mehrfach ausgezeichnet worden.  ... (weiterlesen)


16.30 Uhr, Stoßzeit in Pilsen. An der Haltestelle Mrakodrap fährt nahezu jede Minute ein Bus vor und wieder ab. Zweimal pro Stunde ist darunter die Linie 27 zum Plattenbauviertel Košutka. Bereits optisch fällt sie aus der Reihe: Himmelblau und grasgrün kommt sie daher, mit selbstbewusster Aufschrift: „Ich bin ein Škoda-Batteriebus – sauber, leise und freundlich.“ Oben auf dem Dach fehlt ihm zudem etwas: die charakteristischen Bügel, die den Pilsener ÖPNV prägen. Sie führen Straßenbahnen und die so genannten Trolleybusse an Oberleitungen durch die Stadt. Die Škoda-Werke in Pilsen aber setzen inzwischen auf Elektromobilität im Stadtverkehr. Ihre neuen Busse und Straßenbahnen lassen sich per Batterie aufladen und fahren emissionsfrei. ... (weiterlesen)


Bitte anstellen: Die Damen von Bohemia haben es heute besonders eilig. In schier endloser Reihe drängeln sie sich hintereinander. Es scheint, als könnten sie es nicht erwarten, ins Freie zu gelangen. Von der Fabrik im ländlichen Starý Plzenec (Alt-Pilsen) hinaus in die Welt der Reichen und Schönen, für die sie bestimmt sind. Die „Damen“ sind real gesehen Sektflaschen der Marke Bohemia. Doch bereits in Aufmachung und Form vermitteln sie das Motto ihres Hauses: „Wir helfen den Menschen, einzigartige Momente des Lebens auszukosten.“ Bohemia Sekt – das steht für Eleganz, Lebensart, festliche Atmosphäre. ..... (weiterlesen)


Glücklich, wer einen Schutzengel besitzt. Pilsen jedoch hat 441 von ihnen, und immer noch kommen neue hinzu. Das ist auch nötig. Mit Aberglauben hat dies indes nichts zu tun. Der „Klub der Schutzengel“ ist die Organisation der Freiwilligen in der Europäischen Kulturhauptstadt. Ohne sie wäre das vielfältige Programm 2015 nicht umsetzbar. Dank ihnen bleibt es finanzierbar. Vor allem aber sorgt die Engelschar für einen guten Eindruck bei den Gästen der Kulturauptstadt. „Unser Gesicht nach außen“ nennt das Koordinationsteam des Klubs seine Freiwilligen...... (weiterlesen)


Karlsbad = russisch. Über Jahre galt diese Gleichung für das mondänste der westböhmischen Kurbäder. Solange blieben dort die Gästezahlen aus der ehemaligen Sowjetunion unangefochten auf der Überholspur. Seit der Ukraine-Krise ist die russische Klientel massiv weggebrochen. In Karlsbad versucht man nun, eine Formel zu finden, um neue Kurgäste zu gewinnen. ..... (weiterlesen)


Was hat Botswana Tschechien voraus? Es ist wärmer, klar. Und: Die Korruption ist in der südafrikani-
schen Republik wesentlich geringer als im Nachbarland mitten in Europa. Botswana in Sachen Korruption einzuholen ist Anliegen von Rekonstrukce statu. Über die neue Regierung in Prag hat die tschechische Anti-Korruptionsbewegung wichtige Forderungen auf den Weg gebracht. 
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Nur zwei Menschen kennen das Geheimnis für Karlsbads berühmtesten Likör: Ein Techniker, der die Kräutermischung ansetzt und der Betriebsdirektor bei Jan Becher. Niemals dürfen sie gemeinsam unterwegs sein. Vladimir Darebnik, seit sechs Jahren Firmenleiter und Gralshüter, nimmt diese Einschränkung gerne in Kauf. „Ich liebe Becherovka", gesteht er freimütig ein. „Ich trinke ihn zu jeder Gelegenheit."  ..... (weiterlesen)


Im Ambiente des „Imperial“ wirkt Helena Podhrázská wie eine Prinzessin in ihrem Reich. Geschmackvoll gekleidet und liebenswürdig plaudernd genießt sie zur Musik des Barpianisten die neueste Kaffee-
Kreation. Eine goldene Inschrift auf rosa Marmor erinnert an hohen Besuch, der im Jahre 1890 das Hotel inmitten eines Parks in Franzensbad beehrte. „Hier in diesem Hause weilte zum Curgebrauche Seine Kaiserliche Hoheit Großfürst Paul Alexandrowitsch von Russland mit seiner Gemahlin Großfürstin
Alexandra Georgiewna...“ Goldumrandete hohe Spiegel, Lüster aus Kupfer und Kristall, samtbezogene Sofas und Sessel lassen noch heute vergessen, dass sich die Welt längst gewandelt hat. 
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Petr Šourek ist ein vielbeschäftigter Mann. Sein Handy ist dauernd besetzt; vom Hörsaal der Technischen Universität Prag eilt er zu einem Marketingkongress in einem Luxushotel. Zwischen Podiumsdiskussion und Interview wird dort schnell noch ein Shooting mit einem japanischen Fotografen gepresst. Petr Šourek ist Künstler und Philosoph. Stark gefragt aber ist er inzwischen, weil der Künstler zum Geschäftsmann geworden ist. Byznys – wie es so schön auf Tschenglisch heißt. Und das mit Erfolg. .....  (weiterlesen)


Als Heinrich Edler von Mattoni im Mai 1910 kurz vor seinem 80. Geburtstag stirbt, ehrt die größte Trauergemeinschaft, die Karlsbad je gesehen hat, ihren Ehrenbürger. Der „selten geniale Kaufmann“, als den ihn Nachrufe rühmen, aber würde sich heute wohl in seinem Grabe umdrehen. Zwar steht der Name Mattoni wie damals in Tschechien für ein Mineralwasser von Weltruf. Doch Mattonis kulturelles Erbe ist rasantem Verfall ausgesetzt: Gießhübl-Sauerbrunn, einst einer der bekanntesten Kurorte Europas, ist von Zerstörung bedroht. .....  (weiterlesen)


Das Arbeitszimmer heißt bei ihm „BIERO“. Nicht nur Schwejk lässt hier grüßen, das Wortspiel ist auch eindeutiger Hinweis auf die Hauptsache im Leben von Jiři Plevka: Chodovar, Tschechiens einzige Familienbrauerei in Chodova Plana bei Marienbad. Bierliebhaber finden hier ihr Schlaraffenland. Der Heilige Joseph vollbringt für sie ein wahres Wunder: Sein Brunnen im Hof der Brauerei spendet gleichzeitig Wasser und Gerstensaft. Eine junge Frau zapft dort die Spezialität des Hauses, ein goldenes Lager, und verteilt es an Besucher. Kalt und süffig rinnt es die Kehle hinunter. .. Mit dem Chodenbier braut der Familienbetrieb eine in Tschechien einzigartige Spezialität. Doch dass der David in der böhmischen Bierlandschaft gleich neben dem Riesen Pilsner Urquell gut bestehen kann, verdankt Chodovar der Pfiffigkeit und Innovationsfreude seiner Besitzer. Von einem Geheimtipp ist die kleine Brauerei zur Attraktion für Gäste aus aller Welt avanciert. .....  (weiterlesen)


Als der Bau der Mauer beginnt, schläft Berlin. Um 1 Uhr morgens am 13. August 1961 riegeln DDR-Soldaten den Weg in die Westsektoren ab. Stacheldraht wird quer über Straßen gespannt, Pflaster aufgerissen, Barrikaden errichtet. S- und U-Bahnlinien werden gekappt, Bahnhöfe geschlossen. Das „Schlupfloch“ Berlin ist schnell dicht. Staats- und Parteichef Walter Ulbricht stoppt damit eine Flüchtlingswelle, die die DDR auszubluten droht. Bis zum Mauerbau haben rund 2,7 Millionen Menschen das Land verlassen. Fast alle über Berlin, die einzige Stelle, wo Deutsche noch von Ost nach West passieren dürfen. Schock und Panik herrschen in der Stadt. .....  (weiterlesen)