reportagen |
„Für
mich ist Schreiben ein elementares Bedürfnis.
Und für
mich ist Schreiben ein Gewinn von Welt.“
(Barbara Frischmuth)
Das gilt für mich bei jedem Text:
Ob Wirtschaftsreportage, Agenturmeldung, Informationsmodule oder
Pressemitteilung in Ihrem Auftrag. Meine besondere Stärke sind
Porträts, die sich durch Empathie und treffsichere
Charakterisierung der Protagonisten auszeichnen. Lesen Sie selbst:
Nach seiner Erbauung
in den 1930er Jahren war das Städtische Kurbad in Pilsen der
Stolz der Metropole. Seit der Samtenen Revolution aber verfiel es und
galt von da an als Schandfleck. Jetzt könnte das immer noch
markante Gebäude wieder an seine stolze Vergangenheit
anknüpfen – mit Hilfe des Pilsener Bezirks. ... (weiterlesen)
Der Urvater aller
Superhelden auf Siegeszug in Japan: Mit seiner Inszenierung
über Zorro, den Rächer der kleinen Leute, bringt das
Marionettentheater Alfa aus Pilsen tschechisches Weltkulturerbe ins
Land der aufgehenden Sonne. ... (weiterlesen)
Touristen,
die nach Pilsen nicht nur des Bieres wegen kommen, wundern sich
meistens, wenn sie auf dem größten Marktplatz der
Tschechischen Republik vor der Bartholomäus-Kathedrale mit dem
höchsten Kirchturm (= 103 Meter) der Tschechischen Republik
stehen. Zu jeder Tag- und Jahreszeit spielt sich dort eine immer
gleiche Szene ab. Jemand tritt an ein schmiedeeisernes Gitter, das eine
Nische mit einem Glasbildnis in der Kirchenmauer abschließt,
umfasst ein Stück des Gitters mit der Hand und geht nach
kurzer
Zeit wieder seines Weges. Wer das tut, hat entweder ein Problem oder er
wohnt in der Nachbarschaft, denn dann ist er mit
Vošahánek auf Du und Du. ... (weiterlesen)
Der Zeitstrahl beginnt
irgendwann im 12. Jahrhundert bei den ersten Siedlern im Wald.
„Wenn ich mich zurückerinnere, bin ich
stolz“, sagt die Mädchenstimme im Image-Film.
„Auf Mama und Papa, dass sie eine neue Heimat
fanden.“ Auf dem Zeitstrahl reist das Mädchen Anička
durch die Jahrhunderte, benennt und kommentiert wichtige Ereignisse aus
der Historie seiner Heimat. Ein solches Datum ist der 2. August 1872,
der Tag, „als wir unsere Welt verwandelten“. An
diesem Tag erhebt Kaiser Franz Josef I. den Markt Asch zur Stadt. 2022
jährt sich das Jubiläum zum 150. Mal. ... (weiterlesen)
Stanislav Liška (zu
deutsch „Fuchs“) ist ein Täter. Gerade hat
der Fähnrich der uniformierten Polizei bei Všeruby
(Neumark) einen Fabrikanten an die Grenze zu Bayern gebracht, Freiheit
und Sicherheit scheinen für ihn greifbar nah. Doch das Ganze
ist ein Fake: Nicht bayerische Zollbeamte werden den Fluchtwilligen in
Empfang nehmen, sondern verkleidete tschechische Stasi-Leute. Er wird
im Arbeitslager landen, viele weitere solcher Flüchtlinge
für lange Jahre hinter Gittern. Auch Stanislav
Liška steht unter Druck. Freiwillig hat er sich die Rolle
des falschen Schleusers nicht ausgesucht. Dem plötzlich
auftauchenden Zeugen der Aktion versucht er seinen Zwiespalt zu
erklären
... (weiterlesen)
Wenn
die Sonne scheint, kommen sie bereits früh am Vormittag. Wenn
noch
alles still ist. Sie ziehen sich im Biergarten um und dann ab ins kalte
Nass. „Elf, zwölf Grad“, melden sie die
gefühlte
Wassertemperatur denen, die am Ufer zurück geblieben sind und
frieren. „Genau richtig!“ Ein paar
kräftige
Schwimmzüge und bald sieht man ihre Köpfe, umtanzt
von
treibenden Blättern, hinter der Flussbiegung verschwinden.
Die Pilsener gehen gerne baden – im Fluss. Vielleicht liegt
es
daran, dass sich fünf Fließgewässer um ihre
Stadt
herumschlängeln. ... (die ganze
Kolumne hier lesen)
Zwei
Worte sind es, die in Asch an diesem Jubiläumstag
häufig fallen.
Das eine ist „Freiheit“. Als
„Freiheitszug“ ging jener Personenzug Nr. 3717 in
die Geschichte ein: Eine mit auffälligem rotem Stern
gekennzeichnete schwarze Dampflok
der Baureihe 365, die unter Volldampf und mit vier Waggons am 11.
September
1951 über die bereits befestigte und bewachte Grenze donnerte.
Drei Männer –
der Fahrdienstleiter Karel Truksa und der Lokführer Jaroslav
Konvalinka aus
Eger (Cheb) sowie der Arzt Jaroslav Švec aus Asch
– hatten die
spektakuläre Flucht
geplant und umgesetzt.
... (weiterlesen)
Haben
Sie schon einmal einen Mann in Pyjama und Bademantel in aller
Öffentlichkeit tanzen sehen? Vermutlich nicht, denn so etwas
gibt
es nur in Pilsen. Und zwar auf dem Platz der Republik, wo sich alle
wichtigen Ereignisse abspielen. Der Mann im Pyjama schwenkte dort
neulich abends seine Partnerin zur Musik der Gruppe
Strašlivá podívana ( = Schrecklicher
Anblick)
herum. Etwas ungelenk, weil ihm ständig die Schlafanzughose
rutschte. Wer den „schrecklicheren Anblick“ bot,
Tänzer oder Band, sei dahingestellt.
Der Mann im Schlafanzug könnte aber durchaus ein Trendsetter
sein.
Was Mode angeht, haben die Pilsener schon seit ewigen Zeiten ihren
eigenen Stil.
... (die ganze Kolumne hier lesen)
Mitten
in der ersten Welle der Pandemie gibt die Stadt Pilsen den
Startschuss für ein 20 Millionen-Euro-Projekt: Tech Tower, die
größte
Investition des Jahres 2020. Mit Tech Tower entsteht ein Wissenschafts-
und
Innovationspark, der aufstrebende Unternehmen und Start-Ups auf dem Weg
in die
Zukunft begleiten will. Kernstück ist ein Versuchsareal, auf
dem Roboter
buchstäblich baden gehen sollen. ...
(weiterlesen)
Das Stückchen
gemähte Sommerwiese am Waldrand
ist das
Zeichen. Das Zeichen, dass man angekommen ist. Nach drei, acht,
zwölf oder sogar 14 Kilometern Wanderung über Berg
und Tal zu
einem Ort, den man nicht mehr sieht. Sahorsch (Záhoři)
hieß er einst, gelegen am Zufluss des Amselbaches in die Mies
(Mže), irgendwo zwischen Ošelin, Černošin und
Planá u Marianské Lazně. Dort auf der Wiese am
Waldrand
vor einer Kapelle findet es statt, am zweiten Samstag im Juni, dem Tag,
als früher Kirchweih war: das Butterbrotfest. Zu Butterbrot
gibt
es Kaffee und Bier und einen Gottesdienst. Ein eher
unspektakuläres Ereignis, das dennoch Dutzende von jungen und
älteren Menschen dazu bewegt, sich auf eine
schweißtreibende
Wallfahrt zu machen. ... (weiterlesen)
Aus Böhmen kommt die
Musik. „Sie ist der Schlüssel zum
Glück“, besonders jetzt, wo Live-Musik in Kneipen
und Biergärten wieder erlaubt ist. Und so erschallt nun fast
jeden Abend Musik in Pilsen, aus privaten Hinterhöfen ebenso
wie vom weitläufigen Außengelände der
Urquell-Brauerei. Durch die ohnehin offenen Türen dringt sie
„bis in den Himmel hinauf“, denn die Bands spielen
vor lauter Freude extra laut. Die Kneipe „Zur
Chefin“ in meiner Straße hat für den
ersten gemeinschaftlichen Musik-Genuss Lenka engagiert. Karaoke mit
Lenka ist ein Top-Act, der heuer viel zu lange entbehrt werden musste.
Denn wenn am Freitagabend bei der Chefin „Für immer
juuuung“ gesungen wird, weiß jeder im gesamten
Viertel, dass die Welt in Ordnung ist. Nicht nur dieses Lied steht in
Pilsen für einen ganz
besonderen „Schlüssel zum Glück“.
Die Stadt hat einen Gott für sich gepachtet: Karel
Gott.
(die
ganze
Kolumne hier lesen)
In Pilsen erfüllen sich
häufig Wünsche, besonders solche, die man NICHT dem
Glücksengel am Gitter der Bartholomäus-Kathedrale auf
dem Platz der Republik vorträgt. Der mag sie nämlich
nur in komplizierten Ausnahmefällen erfüllen. Nein,
manchmal erfüllen sich Wünsche einfach so. Als ich
neulich bei schönstem Wetter so dahin radelte, sah ich auf
einmal auf der anderen Seite der Straße Menschen mit
Biergläsern in der Hand in der Sonne stehen. Ein pajzl
– wie die Pilsener sagen – hatte dort ein
Verkaufsfenster geöffnet, seine Chefin reichte kühles
Schankbier hinaus. Zur Freude der gesamten Nachbarschaft und meiner
auch. Zwei Herren der Schöpfung ließen sich sogar
mit dem Taxi vorfahren und stiegen aus, den eigenen Bierkrug
füllbereit in der Hand. „Willkommen!“
Manche Biergärten hatten also auf diese Weise schon vor der
offiziellen Eröffnung der gastronomischen
Außenbereiche geöffnet, auch wenn niemand auf den
Bänken saß. ... (die ganze
Kolumne hier lesen)
Dort, wo sich Fuchs und
Hase gute Nacht sagen, haben zwei Frauen einen Ort entdeckt, dessen
verschüttete Vergangenheit sie wieder ans Licht holen wollen.
Die eine, Ursula Froster aus Bad Steben in Bayern, hat einen Gasthof
mit 160-jähriger Tradition gekauft. Die andere,
Klára Teršová aus Prag, hat in seiner
Nachbarschaft ein modernes Haus gebaut, das zugleich eine Art Mahnmal
ist. ... (weiterlesen)
Adrett gekleidete junge
Männer oder Frauen,
zu sehen hinter Glasscheiben, einer Klappe in der Ladentür, an
einem geöffneten Fenster im Hinterhof – sie sind
seit Wochen und Monaten ein allgegenwärtiges Bild in Pilsen.
Feilbieten tun sie nicht etwa sich selbst, sondern ihre Waren. Der so
genannte „Fensterverkauf“ ist der Versuch vieler
Gastronomen und Einzelhändler, trotz Lockdowns ohne absehbares
Ende Umsatz zu generieren. ... (weiterlesen)
„Ich
freue mich auf euch“ verkündet, versehen mit einem
Herzchen,
die schwarze Tafel an der Kneipe „Zur Chefin“ in
meinem
Pilsener Wohnviertel. Darunter noch ein Wort:
„Wann“ mit
drei Fragezeichen. Wann, ja wann???
Jarmila, die Chefin, kommuniziert seit jeher über die schwarze
Tafel mit ihrer Kundschaft. Es ist sozusagen ihr Straßen-
Facebook, auf das sie mit Kreide ihre „Posts“
absetzt. Dass
am Freitag wieder einmal Honza Klik singt und spielt, oder Lenka zu
Karaoke einlädt. Dass sie allen ein gutes neues Jahr
wünscht,
„auch euch da drüben“. Egal, was die da
drüben
sich geleistet haben mögen, es ist ihnen damit verziehen.
Freitagabend bei der „Chefin“ ist der
Höhepunkt der
Woche in meiner Straße. Dann herrscht
„randál“, wie die Pilsener sagen. ...
(weiterlesen)
Niemand wollte dort hin, wo er
hinging. Niemand dort erwartete, dass er lange blieb. Als sich Pavel
Kučera für den seelsorgerischen Dienst „am Ende der
Welt“ im tschechischen Grenzland entschied, kam er in ein
„vollkommen fremdes Land“. „Ich
fühlte mich wie der alttestamentarische Abraham“,
schildert Kučera seine Ankunft im Jahre 1988, „dem Gott sagt:
Geh, wohin ich dich schicke.“ Asch und die Übernahme
der Pfarrstelle der evangelischen Böhmischen Brüder
hatten Kučera und seine Frau Libuše, die beide aus Prag
stammen, aus freien Stücken gewählt. Angetrieben von
einer persönlichen Mission, denn dort zählten zur
Gemeinde die deutschen „Verbliebenen“ ...
(weiterlesen)
Auf dem Platz
der Republik vor der Kathedrale in Pilsen ist eine Bühne
aufgebaut, davor ein mit Gittern abgezäuntes Areal. Gedacht
für die in diesem Sommer maximal zugelassene Anzahl von 1000
Veranstaltungsteilnehmern im Freien. Auf der Bühne legt sich
die Pilsener Band Tabasker mit mitreißendem Klezmer-Rock ins
Zeug. Die Zuhörer gehen mit, doch ihre Zahl ist
überschaubar. Rund 350 Leute haben sich verstreut innerhalb
der Umzäunung eingefunden. „Kommt doch
näher zur Bühne“, ruft irgendwann
Sänger Tomáš Hegner, „dann
fühlen wir uns wohler.“
Es ist Sommer 2020 in Pilsen. Es ist der Sommer, in dem in der
westböhmischen Metropole wie überall in der
Tschechischen Republik die Touristen fehlen. Sie fehlen als Folge der
Corona-Einschränkungen in einem Ausmaß, das
für die Branche existenzbedrohlich sein
könnte. ... (weiterlesen) und hier
ausführlicher (weiterlesen)
Zwischen Eger und Pilsen
stürzte er in mein Zugabteil, auf der Flucht vor einer
nervigen Dame mit Kind, wie er sagte. Seine 84 Jahre sah man ihm nicht
an. Über ein halbes Jahrhundert zuvor war er ebenso
unvermittelt aus seinem Bett in Prag-Pankrác
gestürzt. An jenem besonderen Tag hatte ihn früh
morgens seine Mutter geweckt: „Die Russen sind da! Sie
besetzen uns mit Panzern!“ Bohumil Dobrovolský
packte seine Kamera, eine Minolta SR-7 und rannte zum Wenzelsplatz.
Mitten hinein in ein Chaos aus Empörung, Ohnmacht, Aggression
und Gewalt. Es war der 21. August 1968. Bohumil Dobrovolský
hatte schon damals ein Gespür für den entscheidenden
Augenblick. „Man muss den Korken der Champagnerflasche kommen
sehen, bevor er knallt“, beschreibt der Fotograf sein Talent.
An diesem besonderen Tag drückt er den Auslöser sehr
oft, bevor es knallte ... (weiterlesen)
Die tschechische
Wirtschaftskammer zählt noch heute Emil Škoda zur
zweitgrößten Unternehmer-Persönlichkeit der
vergangenen hundert Jahre, übertroffen nur von
Schuh-König Tomáš Bat’a. Im
August jährt sich sein Todestag zum 120. Mal. Anlass
für eine Bestandsaufnahme: Wie steht es um sein Erbe in
Pilsen? ... (weiterlesen)
Sein Name klingt nach einer
Figur aus Donald Duck: Gustav Geipel – wie Onkel Dagobert der
reichste Mann seiner Heimatstadt. Doch damit hören die
Ähnlichkeiten mit Entenhausen auf. Gustav Geipel
hütete sein Vermögen nicht in einem Geldspeicher, er
gab es zum Wohle der Bürger und der Stadtentwicklung mit
vollen Händen aus. Asch in Böhmen spendierte der
Textilfabrikant den kompletten Straßenbau und verpasste ihr
so das Image einer „Sauberfrau“. Für
Bedürftige baute er Sozialeinrichtungen, förderte
Kultur und Bildung. In die Geschichte ging er freilich mit einem
Ausspruch ein, im Brustton der Überzeugung vorgetragen in
einer Bierkneipe: „Ich liebe meine Heimat, ich liebe meine
Heimat sehr!“ Nur vier Wochen später fand man ihn
tot im Bett. ... (weiterlesen)
Was haben Fliesen mit
Fußball und Eishockey zu tun? Und was verbindet Indianer mit
Viktorianern? Eine Antwort aus Pilsen, denn auch in Zeiten von Corona
gilt: Pilsen vor!... (weiterlesen)
Möchten Sie inmitten
einer pulsierenden Stadt wohnen, die Natur aber dennoch vor der
Haustür haben? Möchten Sie in einer neuen
Eigentumswohnung leben mit intelligenter technischer Ausstattung,
barrierefrei und sicher? Möchten Sie dem Wahnsinn auf dem
Wohnungsmarkt in Prag entkommen? Dann ziehen Sie nach Pilsen! ...
(weiterlesen)
Radek
ist der Chef. Als solcher hat er für das Wohl seiner Firma
RTSoft
und deren 40 Mitarbeiter zu sorgen. Neuerdings tut er das in
Sprechblasen – als Comic-Held. Auch Radeks Teamkollegen
Katka,
Bara oder Bob haben ein gezeichnetes Alter Ego. Fast jede Woche finden
sich die Comic-Helden von RTSoft in einer neuen Folge wieder. Sie
ploppen aus dem Nichts auf den Büro-Bildschirmen auf. Ihr
Inhalt:
Episoden aus dem Firmenalltag. Ihr Absender: der Geist.
RTSoft entwickelt Software-Lösungen für Unternehmen.
„Doch selbst den findigsten Köpfen im Team unserer
IT-Spezialisten ist es nicht gelungen, herauszufinden, wer der Geist
ist“, erzählt Radek Tančouz, der Chef. Der Geist
sendet
seine Comics von einem Server in der Schweiz, dort verliert sich seine
Spur im Universum... (weiterlesen)
Durchblick gefällig?
Wer Ondřej Bek in seiner Werkstatt in Pilsen aufsucht, bekommt davon,
so viel er will. Im Showroom kann er sich ein Design-Modell nach dem
anderen auf die Nase setzen, bis der Durchblick passt. Bek entwirft und
produziert Brillengestelle. Das Besondere: Sie sind aus Holz. Auf die
Idee kommt der Pilsener Jung-Designer 2014, als er sich eine Brille mit
Bambusgestell kauft – made in China. Nur kurze Zeit
später brechen die Bügel entzwei. Beim Versuch, das
Malheur zu richten, durchfährt Bek der Gedanke: Warum nicht
eigene Holz-Brillen entwerfen und in besserer Qualität in
Tschechen selbst produzieren? Die Umsetzung stellt sich freilich als
knifflig und langwierig heraus. (weiterlesen)
Der Donnerstag ist ihr
Glückstag. Donnerstags fährt Dita
Hommerová von Pilsen nach Weiden in der Oberpfalz. Jedes Mal
verspürt sie bei der Ankunft ein vollkommenes
Wohlgefühl, eine große Vorfreude. Seit 2017 ist die
agile 40-Jährige Forschungsassistentin im Institut
für Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft an der
Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden. Doch die
Stadt hat für sie eine wesentlich prägendere
Bedeutung. Als Teenager hat Dita dort ein Gastschuljahr verbracht:
„Seitdem bin ich auf Internationalisierung
ausgerichtet“, schildert die Wissenschaftlerin mit den
Abschlüssen Ingenieur, Doktor der Philosophie und Master of
Business Administration. „Ich habe damals bereits den
Mehrwert gespürt.“ ... (weiterlesen)
In
Tschechien ist er
unvermeidlich. Beinahe stündlich erschallt seine Stimme, der
sich kaum jemand entziehen kann. Sein Name ist schließlich
Gott, Karel Gott. Im Juli wird die Ikone der Nation 80 Jahre alt. Eine
Parabel von einem König und seinem Volk, für das er
immer
jung bleiben will ... (weiterlesen)
Wenn das Ass eintrifft, ist
neuerdings alles gut. Das Ass macht
in der Regel eine Punktlandung. Das liegt nicht nur daran, dass
„Eso“, wie die Lok mit tschechischem Spitznamen
heißt, wegen ihrer Zuverlässigkeit eben ein
„Ass“ ist. Seit dem Winter-Fahrplanwechsel agiert
das Ass in einem Top-Umfeld. Dank gewaltiger Investitionen
präsentiert sich der Pilsener Hauptbahnhof als Drehscheibe der
Superlative im nationalen und internationalen
Verkehr. ... (weiterlesen)
Schlimm
genug, dass im Herbst in den tschechischen Medien die kleine, ersehnte
Meldung mit dem magischen Titel „Sie wachsen!“
ausblieb.
Sie wuchsen nämlich nicht. Zu trocken, zu warm – da
blieben
die Pilze lieber im Waldboden. Nun, im Advent, gibt es eine weitere
Hiobsbotschaft für den tschechischen Verbraucher. Der
Weihnachtskarpfen wird teurer und fällt zudem kleiner aus. Zu
warm, zu wenig Wasser und Sauerstoff in Teichen und Flüssen
– da hatten auch die Fische kaum Ambitionen zu wachsen.
Vor allem dem Karpfen – traditioneller Heiligabend-Schmaus in
tschechischen Haushalten – ging dabei buchstäblich
die Luft
aus. ... (weiterlesen)
So eine Tochter hätte
frau gerne.
So eine wie Silvie. Eine, die selbst bei 30 Grad im Schatten ohne zu
murren Unkraut aus dem Gemüsebeet zupft. Die sich
schwindelfrei an einem Seilzug über einen Fluss schwingt, ohne
hinein zu fallen. Die mit Säge und Bohrer umgehen kann, ohne
dass Blut fließt.
Silvie Hašlová kann all das. Handwerkliches
Geschick ist allerdings bei ihrer Arbeit Voraussetzung. Die
28-Jährige ist Hauptakteurin bei Pěstuj Prostor
(„Gestalte den Raum“). Seit fast vier Jahren
krempelt der Zusammenschluss junger Architekten öffentliche
Flächen im Stadtbild von Pilsen um. ... (weiterlesen)
Nie
zuvor war Ulf Murrmann an einem Arbeitsplatz so glücklich. Das
liegt an den Tschechen. Murrmann fährt seit zwei Jahren als
Zugbegleiter der Oberpfalzbahn von Bayern nach Böhmen. Die
Lokführer auf dieser Gemeinschaftslinie stellt die
tschechische
Eisenbahngesellschaft České Dráhy. Von seinen
Kollegen
schwärmt der 55-Jährige in den höchsten
Tönen:
„Immer gut gelaunt, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, nie
gibt es ein böses Wort – toll.“
Mal ehrlich: Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Sind sie
wirklich so, die Tschechen? Was ist eigentlich typisch tschechisch?
... (weiterlesen)
Für Leute mit
Platzangst wäre der Arbeitsplatz von Jindřich Jindřich nichts.
Zwei Meter breit, fünf Meter lang, die Eingangstür
ist gleichzeitig das Fenster. Der doppelte Heinrich (Jindřich), Manager
für deutsch-tschechische Beziehungen, hat sein Büro
in einem Container. Jindřich fühlt sich in dieser Umgebung
wohl: „Nein, an Klaustrophobie leide ich nicht“,
versichert der 30-Jährige. „Im Gegenteil: Ich habe
hier Ruhe – kein Rummel, keine Kollegen, keine
Musik.“
Der Wunsch nach einer ruhigen Arbeitsatmosphäre ist indes
selten in dem ehemaligen Straßenbahndepot in Pilsen, in
dessen Haupthalle nicht nur Jindřichs Container aufgebaut
ist. ... (weiterlesen)
Ein
halbes Jahrhundert verspürten die Pilsener eine
große
Sehnsucht: nach Giraffen. 2010 wurde sie endlich gestillt, dank
Förderung der EU. Seitdem schwingen drei Giraffenbullen aus
Uganda
ihre langen Hälse im Schatten der Bäume des Pilsener
Zoos.
Dort wiederum hatten auch die Affen und Löwen Sehnsucht. Auf
die
Erfüllung ihrer Wünsche mussten sie allerdings nicht
ganz so
lange warten wie ihre menschlichen Zeitgenossen. 33 Jahre dauerte es,
dann zogen sie 1996 ins Freigehege um. Zwei kleine Episoden, die
begründen, was heute die Attraktivität der Anlage
ausmacht... (weiterlesen)
Als endlich die Nachricht kommt,
seine Pilsner Karte sei abholbereit, ist Honza Nečas (Name
geändert) mehr als erleichtert. „Noch mal
davongekommen“, denkt er sich. Wochenlang ist der
72-Jährige zuvor mit Bus und Straßenbahn schwarz
gefahren, ohne in die Fänge von Kontrolleuren zu geraten. 562
andere Pilsener Bürger im gesetzten Alter hatten dagegen Pech.
Sie wurden erwischt. ... (weiterlesen)
In Ivans Reich sind sie
allgegenwärtig. Unzählige
Prinzessinnen, Agenten,
Zauberer, Frösche, Tänzerinnen, Teufel, Hasen und
Kasperl bevölkern die Werkstatträume im
Rückgebäude des Divadlo Alfa. Das Reich von Ivan
Nesveda, Bühnenbildner und Ausstatter des Pilsener
Marionettentheaters, ist der Geburtsort all dieser Figuren an
Fäden. Hier entstehen sie zunächst am
Reißbrett. Aus Lindenholz geschnitzt, kostümiert und
mit Requisiten ausgestattet, erblicken sie das Licht der Theaterwelt.
... (weiterlesen)
Nach dem Verkauf der
Urquell-Brauerei an einen japanischen Konzern ist ein weiteres
Stück Pilsener Tafelsilber ins Visier asiatischer
Interessenten gerückt. Die Škoda Transportation
Gruppe, einer der größte Transportmaschinenbauer im
Europa, wird gerade feilgeboten. Als
„50-Milliarden-Kronen-Braut“ (so tschechische
Medien) wird sie gehandelt. Brautwerber ist der chinesische
Schienenfahrzeug-Gigant CRRC. Ein Blick hinter die Kulissen.
... (weiterlesen)
„Wenn
wir verstehen, was alles nötig ist, um ein Haus aufzubauen,
bleiben uns vielleicht Achtung und Respekt, weil derjenige, der
Bescheid weiß,
nicht zerstört.“
Mit ebensolcher Achtung
und Respekt hat das Nationalmuseum für Technik in Prag die
ehemalige Brauerei
des Klosters Plasy restaurieren lassen. Das neue „Zentrum des
architektonisches
Erbes“ hat
dort einen Platz gefunden. Für
seine Konzeption ist es bereits mehrfach ausgezeichnet worden.
... (weiterlesen)
16.30 Uhr, Stoßzeit in
Pilsen. An der Haltestelle Mrakodrap fährt nahezu jede Minute
ein Bus vor und wieder ab. Zweimal pro Stunde ist darunter die Linie 27
zum Plattenbauviertel Košutka. Bereits optisch
fällt sie aus der Reihe: Himmelblau und grasgrün
kommt sie daher, mit selbstbewusster Aufschrift: „Ich bin ein
Škoda-Batteriebus – sauber, leise und
freundlich.“ Oben auf dem Dach fehlt ihm zudem etwas: die
charakteristischen Bügel, die den Pilsener ÖPNV
prägen. Sie führen Straßenbahnen und die so
genannten Trolleybusse an Oberleitungen durch die Stadt. Die
Škoda-Werke in Pilsen aber setzen inzwischen auf
Elektromobilität im Stadtverkehr. Ihre neuen Busse und
Straßenbahnen lassen sich per Batterie aufladen und fahren
emissionsfrei.
... (weiterlesen)
Bitte anstellen: Die Damen von
Bohemia haben es heute besonders eilig. In schier endloser Reihe
drängeln sie sich hintereinander. Es scheint, als
könnten sie es nicht erwarten, ins Freie zu gelangen. Von der
Fabrik im ländlichen Starý Plzenec (Alt-Pilsen)
hinaus in die Welt der Reichen und Schönen, für die
sie bestimmt sind.
Die „Damen“ sind real gesehen Sektflaschen der
Marke Bohemia. Doch bereits in Aufmachung und Form vermitteln sie das
Motto ihres Hauses: „Wir helfen den Menschen, einzigartige
Momente des Lebens auszukosten.“ Bohemia Sekt – das
steht für Eleganz, Lebensart, festliche
Atmosphäre. ..... (weiterlesen)
Glücklich, wer einen
Schutzengel besitzt. Pilsen jedoch hat 441 von ihnen, und immer noch
kommen neue hinzu. Das ist auch nötig. Mit Aberglauben hat
dies indes nichts zu tun. Der „Klub der
Schutzengel“ ist die Organisation der Freiwilligen in der
Europäischen Kulturhauptstadt. Ohne sie wäre das
vielfältige Programm 2015 nicht umsetzbar. Dank ihnen bleibt
es finanzierbar. Vor allem aber sorgt die Engelschar für einen
guten Eindruck bei den Gästen der Kulturauptstadt.
„Unser Gesicht nach außen“ nennt das
Koordinationsteam des Klubs seine Freiwilligen...... (weiterlesen)
Karlsbad
= russisch. Über Jahre galt diese Gleichung für das
mondänste der westböhmischen Kurbäder.
Solange blieben
dort die Gästezahlen aus der ehemaligen Sowjetunion
unangefochten
auf der Überholspur. Seit der Ukraine-Krise ist die russische
Klientel massiv weggebrochen. In Karlsbad versucht man nun, eine Formel
zu finden, um neue Kurgäste zu gewinnen. ..... (weiterlesen)
Was hat Botswana Tschechien
voraus? Es ist wärmer, klar. Und: Die Korruption ist
in der südafrikani-
schen Republik wesentlich geringer als im Nachbarland mitten in Europa.
Botswana in Sachen Korruption einzuholen ist Anliegen von Rekonstrukce
statu. Über die neue Regierung in Prag hat die tschechische
Anti-Korruptionsbewegung wichtige Forderungen auf den Weg
gebracht. ..... (weiterlesen)
Nur
zwei Menschen kennen das Geheimnis für Karlsbads
berühmtesten Likör: Ein Techniker, der die
Kräutermischung ansetzt und der Betriebsdirektor bei Jan
Becher. Niemals dürfen sie gemeinsam unterwegs sein. Vladimir
Darebnik, seit sechs Jahren Firmenleiter und Gralshüter, nimmt
diese Einschränkung gerne in Kauf. „Ich
liebe Becherovka", gesteht er freimütig ein. „Ich trinke ihn zu jeder
Gelegenheit." ..... (weiterlesen)
Im
Ambiente des „Imperial“ wirkt Helena
Podhrázská wie eine Prinzessin in ihrem Reich.
Geschmackvoll gekleidet und liebenswürdig plaudernd
genießt sie zur Musik des Barpianisten die neueste Kaffee-
Kreation. Eine goldene Inschrift auf rosa Marmor erinnert an hohen
Besuch, der im Jahre 1890 das Hotel inmitten eines Parks in Franzensbad
beehrte. „Hier in diesem Hause weilte zum Curgebrauche Seine
Kaiserliche Hoheit Großfürst Paul Alexandrowitsch
von Russland mit seiner Gemahlin Großfürstin
Alexandra Georgiewna...“ Goldumrandete hohe Spiegel,
Lüster aus Kupfer und Kristall, samtbezogene Sofas und Sessel
lassen noch heute vergessen, dass sich die Welt längst
gewandelt hat. ..... (weiterlesen)
Petr
Šourek ist ein vielbeschäftigter Mann. Sein Handy
ist dauernd besetzt; vom Hörsaal der Technischen
Universität Prag eilt er zu einem Marketingkongress in einem
Luxushotel. Zwischen Podiumsdiskussion und Interview wird dort schnell
noch ein Shooting mit einem japanischen Fotografen gepresst. Petr
Šourek ist Künstler und Philosoph. Stark gefragt
aber ist er inzwischen, weil der Künstler zum
Geschäftsmann geworden ist. Byznys – wie es so
schön auf Tschenglisch heißt. Und das mit Erfolg.
..... (weiterlesen)
Als
Heinrich Edler von Mattoni im Mai 1910 kurz vor seinem 80. Geburtstag
stirbt, ehrt die größte Trauergemeinschaft, die
Karlsbad je gesehen hat, ihren Ehrenbürger. Der
„selten geniale Kaufmann“, als den ihn Nachrufe
rühmen, aber würde sich heute wohl in seinem Grabe
umdrehen. Zwar steht der Name Mattoni wie damals in Tschechien
für ein Mineralwasser von Weltruf. Doch Mattonis kulturelles
Erbe ist rasantem Verfall ausgesetzt:
Gießhübl-Sauerbrunn, einst einer der bekanntesten
Kurorte Europas, ist von Zerstörung bedroht. .....
(weiterlesen)
Das
Arbeitszimmer heißt bei ihm
„BIERO“. Nicht nur Schwejk lässt hier
grüßen, das Wortspiel ist auch eindeutiger Hinweis
auf die Hauptsache im Leben von Jiři Plevka: Chodovar, Tschechiens
einzige Familienbrauerei in Chodova Plana bei Marienbad. Bierliebhaber
finden hier ihr Schlaraffenland. Der Heilige Joseph vollbringt
für sie ein wahres Wunder: Sein Brunnen im Hof der Brauerei
spendet gleichzeitig Wasser und Gerstensaft. Eine junge Frau zapft dort
die Spezialität des Hauses, ein goldenes Lager, und verteilt
es an Besucher. Kalt und süffig rinnt es die Kehle hinunter.
.. Mit dem Chodenbier braut der Familienbetrieb eine in Tschechien
einzigartige Spezialität. Doch dass der David in der
böhmischen Bierlandschaft gleich neben dem Riesen Pilsner
Urquell gut bestehen kann, verdankt Chodovar der Pfiffigkeit und
Innovationsfreude seiner Besitzer. Von einem Geheimtipp ist die kleine
Brauerei zur Attraktion für Gäste aus aller Welt
avanciert. ..... (weiterlesen)
Als
der
Bau der Mauer beginnt, schläft Berlin. Um 1 Uhr morgens am 13.
August 1961 riegeln DDR-Soldaten den Weg in die Westsektoren ab.
Stacheldraht wird quer über Straßen gespannt,
Pflaster aufgerissen, Barrikaden errichtet. S- und U-Bahnlinien werden
gekappt, Bahnhöfe geschlossen. Das
„Schlupfloch“ Berlin ist schnell dicht. Staats- und
Parteichef Walter Ulbricht stoppt damit eine Flüchtlingswelle,
die die DDR auszubluten droht. Bis zum Mauerbau haben rund 2,7
Millionen Menschen das Land verlassen. Fast alle über Berlin,
die einzige Stelle, wo Deutsche noch von Ost nach West passieren
dürfen. Schock und Panik herrschen in der Stadt. .....
(weiterlesen)
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